Im Grunde war es hier schon zu spät :)

Der Wunsch, einen Hund in unsere kleine Familie zu holen, war schon lange vorhanden. Wir sind beide mit Hunden aufgewachsen; komplett unterschiedlich zwar aber doch durch Hunde geprägt. Bisher konnte das Argument „Wir haben keine Zeit und den ganzen Tag alleine bleiben ist nicht artgerecht“ diesen Wunsch eindämmen, aber Jennys Suche nach einem Hund wurde stetig mehr. Während Facebook bei mir meistens Beiträge von Freunden zeigte, war Jennys Timeline voll mit Hundenotfällen, die dringend ein Zuhause suchten. 😉

facebook beitrag

So auch am 25. März, aber diese Anzeige war irgendwie anders. Erstellt von Ein Herz für Pitbull und Co Deutschland (Facebook), um das Tierheim Wipperfürth dabei zu unterstützen, dem jungen Pitbull Mischling Chico ein neues Zuhause zu suchen. Jenny hat die Anzeige direkt geteilt …

Ob da schon das Unterbewusstsein entschieden hatte, Chico aufzunehmen oder ob es nur der Wunsch war, dass dieser kleine Kerl eine gute Familie bekommt, kann wohl im Nachhinein keiner beantworten. Es macht auch keinen Unterschied, denn der weitere Ablauf war in diesem Moment klar. Wir würden zeitnah in das Tierheim Wipperfürth fahren, um – wie Frauen so gerne sagen – „nur mal zu gucken“

Einen Tag später war es tatsächlich soweit und wir sind nach Wipperfürth gefahren. Eigentlich ein Katzensprung aus Solingen, es gibt aber leider keine direkte Route dahin. Man fährt also jedes Mal 45-60 Minuten; genug Zeit, sich Gedanken zu machen:

Wie groß wird so ein Pitbull?

Wie stark wird er wohl sein?

Kann man mit ihm genau so toben wie mit meinem alten Cairn Terrier Mischling Sammy?

Ich habe zwar keine Probleme mit Hunden jeglicher Art, aber mit Kampfhunden (ja ich weiß, alleine diese Bezeichnung ist schon dumm) hatte ich bisher keinerlei Kontakte und damit auch keine Erfahrungen. Ich kannte nur die reißerischen Beiträge der fragwürdigen Zeitungen und Onlineportale und Bilder von Hunden, die mit ihrer Statur eher im Freihantelbereich eines Fitnesscenters als in einer Familie angesiedelt sind. Dementsprechend war ich ein wenig voreingenommen, auch wenn ich genau das nicht sein wollte.

Der erste Kontakt mit den Mitarbeitern des Tierheims war ein wenig verkrampft. Jenny wollte am Liebsten direkt durch zu Chico, ich wusste nicht so wirklich was ich wollte und die Mitarbeiterinnen waren ein wenig überfordert mit Jennys spontaner, chaotischer Art.

Mit einer kleinen Tüte Bestechungswurst, die uns Gianna in die Hand gedrückt hat, sind wir in den Außenbereich gelotst worden, in dem Chico gerade ganz alleine getobt hat. Die erste Begrüßung verlief sehr stürmisch und unsere Hosen und Oberteile hatten einige sandige Pfotenabdrücke. Gianna zählte währenddessen die – zugegebenermaßen recht kurze – Liste negativer Aspekte auf, bevor sie zu den positiven kam. Chico leidet unter einer Getreideunverträglichkeit und wurde deshalb im Tierheim gerade umgestellt auf getreidefreie Ernährung. Wie zur Bestätigung spuckte uns Chico liebevoll vor die Füße, bevor er weiter um uns herum tobte und sich nicht entscheiden konnte, ob nun Streicheleinheiten bekommen oder rennen besser ist 😀

Im Gespräch fragte Gianna irgendwann, ob wir einen Sachkundeschein hätten. Dann dürften wir natürlich auch eine Runde spazieren gehen. Jenny hatte, also bekamen wir den lebendigen Flummi mit Halsband, Maulschlaufe und Leine an die Hand und konnten feststellen, was sowohl Chico als auch wir alles noch nicht können. Trotzdem war der Spaziergang eine schöne Erfahrung und die Rückkehr zum Tierheim ein wenig traurig.

Bevor wir zurück nach Hause gefahren sind, haben wir schnell noch den Interessenten-Fragebogen ausgefüllt und damit Chico reserviert, bevor irgendjemand sonst ihn plötzlich adoptiert. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. In der ländlichen Gegend ist noch schwerer, einen Listenhund zu vermitteln, als es ohnehin schon ist.

Ach ja, ICH habe noch vor Jenny der Reservierung zugestimmt … 😉