Vor 7 Monaten haben wir uns dazu entschieden einen Hund zu adoptieren. Einen Listenhund. Das Wort „Kampfhund“ kommt mir nicht über die Lippen, denn wer unseren Zuwachs kennengelernt hat, der weiß das er lediglich um Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten kämpft … manchmal auch gegen seine vielen Allergien und den Frust, der sich ab und an mal aufstaut, wenn es nicht nach seinem Dickschädel geht.
Mit dieser Entscheidung einhergehend mussten wir uns auch um die ganze Auflagen kümmern. Mit der Bürokratie beschäftigen und mit der – völlig irrsinnigen – Rasseliste auseinandersetzen. So far.
Die Sachekundenachweise beim Veterinäramt wurden gemacht oder waren schon vorhanden, die Führungszeugnisse beantragt, die Halteerlaubnis angefordert … und wie sollte es anders sein … sie wurde erteilt. Der 10 Monate alte Vierbeiner durfte bei uns einziehen. Juhuuu! Nach fast 7 Monaten im Tierheim ging es nun endlich in ein „Für immer-Zuhause“.
Nun hieß es sich um die Maulkorb-und Leinenbefreiung kümmern. Dazu benötigte man eine Hundeschule zu der man regelmäßig alle zwei Wochen verpflichtend hin geht, damit das Veterinäramt auch weiß, dass man sich kümmert, mit dem Hund und seiner Erziehung beschäftigt und seinen „rassetypischen“ Junghund auch im Griff hat.
Aber welche ist die richtige? Wo suchen wir als erstes? Tante Google fragen, die nächstbeste anmailen, warten! Rückmeldung kam promt: „Ja, Junghundekurse hab ich, aber (davon haben wir schon viele gehört) … ich kenn mich mit Listenhunden nicht aus. Fragen Sie mal bei Anke Clever. Die ist Sachverständige, die kennt sich aus.“
Ok, also ging die Email auch an Frau Clever. Ihre Antwort: „Kommen Sie doch mal vorbei und gucken sich einen Kurs an.“ Gesagt, getan! Also stiefelte ich an einem Samstag Vormittag auf den Hundeplatz und direkt rein in eine Gruppe fremder Hunde, welche auf mich zu stürmten und fremder Menschen, die nach ihnen riefen. Das Gefühl dabei? Eher unsicher, aber nützt ja nix. Und ich habe überlebt, habe alle meine Finger noch.
Aufgefallen ist mir sofort ein Pärchen mit einer hübschen und vor allem lustigen American Bulldog. Hilde … der Name war Programm. Zwei verschiedene Augen, den Schalk im Nacken und sehr nette Besitzer, die versuchten ihrer Wuchtbrumme Herr zu werden. Zum ersten Mal dachte ich: „Ok, es geht anderen genauso wie dir. Puhh“
Frau Clever begrüßte mich erstmal mit: „Naja, eigentlich platzt man eher nicht so in eine trainierende Gruppe rein. Aber diesmal hab ich das mit Absicht gemacht.“ Das nächste Gefühl war dann: „Lustig ist die auch noch. Aha.“
Und so schaute ich mir die restliche Stunde an und war erstaunt wie offensichtlich Frau Clever ihre Schützlinge einschätzen konnte. Ich Fand es super, dass sie jede Situation genau analysierte und die Körpersprache der Hunde dann uns Zweibeinern erklärte. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, wie „einfach“ einfach alles bei ihr aussah.
Am Ende der Stunde smalltalkte ich noch mit Herrchen und Frauchen von Hilde über ihre Hunde, die Rasseliste im Allgemeinen und Hundehalter im Besonderen. Mit Frau Clever besprach ich, dass wir mit dem Training beginnen würden, wenn Chicos Kastrations-Beschwerden vorüber wären. Ich fuhr nach Hause und dachte: „Joa, das kann was werden.“
Was soll ich ein halbes Jahr später sagen?
Chico hat sich eingelebt. Zuhause und im Büro. Hat eigentlich alle (Ausnahmen bestätigen die Regel) um den Finger gewickelt und hat verstanden, dass wir gemeinsam ein Team sind.
Er hat uns viele Nerven und noch mehr Geld gekostet. Und den Kollegen im Büro das ein oder andere Frühstück.
Er macht uns wahnsinnig … vor allem wahnsinnig glücklich und er weiß nicht mal warum.
Er ist ein Sonnenschein, ein Schatz, eine Frustbeule und ein Möchtegern-Alphatierchen.
Er hat viele Stärken und noch viel mehr Schwächen und es hat gedauert, bis wir diese verstanden haben. Und so wird es weitergehen … wir sind noch nicht am Ziel!
Wir trainieren jetzt seit einem halben Jahr bei und mit Anke. Und wir sind jedes Mal glücklich und erleichtert aus diesen Stunden gegangen. Wir lernen jedes Mal etwas Neues. Und vor allem lernen wir Zweibeiner wie wir unseren Vierbeiner einschätzen können und wie wir mit ihm umgehen.
Am Anfang dachte ich, in der Hundeschule lernt der Hund. Weit gefehlt! In erster Linie lernen wir für unseren Hund und das bringt uns so viel weiter als alles andere.
Und wir haben nette Leute mit ähnlichen Problemen kennengelernt. Ich erzählte schon von Hilde. Wie es das Schicksal so wollte, standen wir plötzlich auf dem Platz. Eine neue Gruppe sollte gegründet werden. Eine Gruppe nur mit Listis, welche ganz gezielt auf den Wesenstest hinarbeiten sollten. Und dann kam Hilde um die Ecke geclownt, brachte Herrchen und Frauchen mit. Und ein junger Mann mit einer hübschen Pittie-Dame namens Jouma. Und ein bezauberndes American Staffi Girlie mit Herznächen nebst Frauchen. Nun war das Team komplett. Aus diesem Trupp ist eine Gruppe Menschen geworden die sich schätzen, die gemeinsam Ausflüge mit ihren Chaoten unternehmen um ihre Hunde souveräner und sich selbst sicherer zu machen. Und das passt. Auch das haben wir Anke zu verdanken.
Nächstes Jahr wollen wir den Wesenstest angehen. Wenn Chico 2 Jahre alt wird erlischt seine „vorläufige Maulkorb-und Leinenbefreiung“, denn dann könnte er laut Rasseliste eher zubeißen als jetzt. (Jaaaa, sehr sinnvoll) Bis dahin wollen wir den Wesenstest bestanden haben, damit er weiterhin ein unbeschwerter Hund ohne Maulkorb und Leine sein darf. Ob wir das schaffen, steht auf einem anderen Blatt, denn die Stadt Solingen bietet diesen „Test“ gar nicht mehr an (Jaaa, auch sehr sinnvoll). Wir müssen noch jede Menge üben, das ist uns bewusst und da bleiben wir dran.
Aber wir haben Anke. Und wir sind dankbar dafür. Anke macht es einfacher. Anke erklärt uns die Hundewelt und zeigt uns auf was wir falsch, aber auch richtig machen. Und wir sind zuversichtlich, dass wir mit Geduld, Engagement und Anke auch diese Hürde meistern.
Liebe Anke Clever, es ist schön dass es dich gibt.